26.04.2019 100 Tage Hormontherapie

Was soll ich sagen? Wahrscheinlich sollte ich an diesem geschichtsträchtigen Abend hier sitzen und auf mich selbst trinken, ich sollte feiern wie weit ich schon gekommen bin, das mein Plan eine neue Ausbildung zu beginnen funktioniert hat. Doch so ist es nicht, der heutige Tag ist wieder einmal ein Tag voller Zweifel. Doch das kann ich vorweg nehmen, die Zweifel betreffen nicht den Weg zu mehr weiblichem Aussehen. Nein es ist wie immer das Arbeitsleben. Nun sind fast die ersten 4 Wochen Praxiseinsatz um und ich weiß nicht ob es das wirklich ist was ich mein Leben lang machen will. Ich habe viele Tage hinter mir an denen ich wirklich Angst davor hatte zur Arbeit zu gehen, rund um die Uhr leisten zu müssen und unter der Beobachtung von zich Augen zu stehen, immer alles richtig machen zu müssen, das ist so so anstrengend für mich. Was hat mich nur gerittet als ich diese Idee hatte Krankenschwester sein zu wollen. Klar, denk ich an die Zeit zurück vor einem Jahr, wie ich unglücklich, körperlich und seelisch im Eimer jeden Tag von der Arbeit kam, kurze Zeit später sogar in die Klinik ging weil mich mein Leben überforderte, dann klingt mein damaliger Job auch alles andere als richtig.

Vielleicht bin ich einfach unfähig produktiver Teil dieser Welt zu sein. Ich hab sicher das Herz am rechten Fleck und ich bin nicht fähig unter Umständen zu arbeiten die mein sensible Seele ständig mit Füßen treten, aber ich weiß auch nicht wie ich die aktuelle Ausbildung aushalten soll wenn diese mir keine Ruhe gönnt. Am Abend fahre ich nie runter, mein Kopf läuft immer im Standgas, immer mit den Gedanken schon beim nächsten Tag, keine Zeit zu entspannen. Dann dieser Zwang früh schlafen gehen zu müssen. Kaum hat man Feierabend, da muss man praktisch schon im Bett liegen sonst macht man am folgenden Tag durchweg Fehler. Ich bin im Grunde schon wieder überfordert. Ich möchte gerne meinem Leben davonlaufen. Ich habe immer im Hinterkopf das ich jederzeit gehen kann, ich muss diese Ausbildung nicht machen, ich habe einen gelernten Beruf. Doch weiß ich auch wie der aussieht und das er alles andere als ein leichtes Umfeld ist. Eine rein schulische Ausbildung wie damals beim TÜV bei der man sich einfach verstecken kann und nix aktiv machen muss, das wäre jetzt meine Wahl. Irgendwie muss ich damals gedacht haben, die Ausbildung zur Krankenschwester würde mir diese Ruhe gewährleisten für die kommenden zwei Jahre in denen ich mein Aussehen so doll verändere. Ich bin so ein naiver Trottel.

Ach und was die eigentlichen Überschrift angeht, ja es sind 100 Tage Hormontherapie, aber aussehen tue ich exakt wie am Tage 0. Meine Haare sind weiter schön gewachsen und hängen ständig in meinem Gesicht, ansonsten keine körperlichen Veränderungen. Meine Libido ist immernoch auf einem gesunden Level. Auf einer Skala von 1 bis 10, wovon 10 absolute Notgeilheit bedeutet, bin ich jetzt auf einer 4. Früher war ich einfach ständig auf 12, das war unmenschlich. Ich kann mit mir selbst Spaß haben wenn ich will, es ist aber auch nicht schlimm wenn ich mal ein paar Tage keinen Orgasmus habe.

Mein Bart zerstört immernoch das Bild von mir als Frau, genauso verhält es sich mit meiner Stimme. Der abgelehnten Bartepilation habe ich natürlich wiedersprochen. Im anschließenden Telefonat hatte ich eine sehr nette Sachbearbeiterin am Telefon mit der ich vereinbart habe, dass ich mich direkt an ein Elektrologisten wenden soll, der meinen Bart mit Fotos belegen und einen Kostenvoranschlag anfertigen soll. Diese Dokumente soll ich dann meiner Krankenkasse zurücksenden. Damit ersparen wir uns beiderseits viel Laufarbeit und Papierkrieg, ganz zu schweigen von dem Stress. Ich habe auch schon 5 Studios angeschrieben und am gestrigen Tage mit einem telefoniert. Am 8ten Mai darf ich dort vorbeikommen. 😀

Ich versuche dann mal ein wenig zu schlafen.

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