Autor: Laura Marie
02.03.2019 Antrag auf Bartepilation verschickt
WUUUUUUSAAA, Mann bin ich geladen. Ich hasse diesen ganzen Papierkrieg. Es kostet Energie und Zeit sich für jeden Unsinn neu einzulesen damit man auch jaa den geldgebenen Stellen gefällt und man bekommt was man möchte.
Warum ist es verdammt nochmal nicht einfach Pflicht diese Kosten zu übernehmen, ich weiß schon, „Systemversagen“. Hatte ich schon erwähnt wie sehr ich Arschkriechen hasse? Doch genau zu so einem Verhalten werden wir gezwungen.
Jedenfalls ist ein persönliches Anschreiben, plus ärztlichem Attest von meinem ersten Gutachter unterwegs zur Kasse, ich bin also gespannt.
Nebenbei habe ich nach Schaudern festgestellt, das ich mich vollkommen nackig machen muss, wenn ich Prozesskostenhilfe beantragen will. Da die richterliche Stelle jedoch aus unmöglichen Gründen auch 12 Monaten in die Vergangenheit schaut was Verdienste angeht, werde ich es tunlichst noch 4 bis 5 Monate unterlassen, Prozesskostenhilfe und somit meine Namensänderung zu beantragen.
27.03.2019 3. Termin Endokrinologin Dr. R. in München / 4. Termin Gutachter Dr. B.
Meinen geplanten Termin in München bei der Endokrinologin habe ich kurzfristig verschieben können auf heute. Meine Ärztin wird wegen Krankheit von einer anderen Ärztin vertreten die ebenso nett ist. Sie fragt mich einige Dinge zu aktueller Medikation und, da sie mich nicht kennt, auch ob ich schon ein gewisses Brustwachstum bemerken würde… . Ich hab so grundsätzlich keine Fragen an sie, berichte ihr, dass das Spironolactone wohl aber endlich wirkt und die Sexualität zurückgeht. Ich halte es nicht für notwendig ihr zu sagen, dass ich zu der sich reduzierenden Sexualität, auch feststelle, das die Orgasmen nimmer so feucht sind. Es spritzt einfach weniger raus und die Flüssigkeit ist klarer. Ist ja auch vollkommen logisch wenn die Antiandrogene die Produktion von Samenflüssigkeit bremst. Das Gefühl währenddessen ist aber noch genauso schön wie immer.
Im Anschluss wird Blut abgenommen für ein aktuellen Hormonstatus. Die Schwester die mir das Blut abnimmt, rief mich erste Mal mit Frau R…. auf, die Blicke der wartenden Patienten ist godlike.

Der anschließende Termin bei meinem 2ten Gutachter Dr.B. entbehrt schon einigem gesunden Menschenverstand und birgt keiner Professionalität. Auch ohne Studium liegt auf der Hand, dass 40min Gespräch über meinen früheren Pornokonsum in keinster Weise etwas zu einem TSG Gutachten beitragen. Mein lieber Herr Gutachter lässt sich ziemlich gehn, fragt mich genaustens aus, was ich mir angesehen habe und macht großzügig Vorschläge. Ich komm mir vor als gehe er die Kategorien von xhamster einmal komplett durch. Kompletter Unsinn, ich verlasse seine private Wohnung nach einer Stunde und fahre nach Ikea um mich wie eine Prinzessin mit einem Törtchen zu belohnen.
Laura Marie
01.04.2019 Meine neue Ausbildung zur Krankenschwester beginnt
Es ist Sonntag, der Tag bevor mein Traum? / dumme Idee starten soll. Ich bin ein wenig aufgeregt, doch nicht so sehr wie vor meinem ersten Praktikumstag welcher mir vor einem Monat bevor stand.
Hinter mir liegt ein fantastisches Wochenende bei Sky. David, David, Saphir und Neko waren auch dort. Leider habe ich aktuell noch nichts Konkretes zum darauf Freuen. So bleibt nur die Hoffnung, dass mich morgen am Einführungstag meine Mitschüler nicht gleich aufessen oder schief ansehen werden. Ich habe beschlossen erstmal nicht zu erwähnen das ich trans bin, das sollen sie alle von alleine herausfinden.
Bis eben habe ich noch Papierkrieg hinter mich gebracht. Die vergangene Woche war ziemlich stressig für mich. Das Arbeitsamt brauchte die ausgefüllten Bildungsgutscheine von mir und von der Schule zurück, diese konnte ich aber gerade erst fertig machen, da ich bis vergangenen Donnerstag noch garkein Ausbildungsvertrag besaß. Die Krankenkasse hatte auch mal mitbekommen das ich Arbeitssuchend bin und wollte ein entsprechendes Schreiben ausgefüllt zurück. Die Schule hat im vergangenen Monat März erst Mitte des Monats, in der 2 ten Praktikumswoche das Bewerbungsgespräch gemacht mit mir. Dafür aber lustigerweise einfach auf Station in einem leeren Patientenzimmer. Die kommenden 3 Wochen die noch blieben bis zum Beginn der Ausbildung, waren geprägt von Zweifeln, Hoffen und Papierkrieg. Es war bis vor 3Tagen nicht klar, ob ich überhaupt mit der Ausbildung beginnen darf. Unglaublich unbefriedigend dieses Gefühl. Ich weiß jedoch immernochnicht aus was für einer Ecke meines Hirnes die Idee stammt, gerade diese Ausbildung machen zu wollen. Ich wollte doch einen ruhigen Ort für die nächsten 2 Jahre um meine Verwandlung zu vollziehen, stattdessen stehe ich nun jeden Tag in der Klinik unter 20000Augen. Ich muss vollkommen bescheuert sein.
Laura Marie
17.04.2019 5. Termin bei Gutachter Dr. B.
Nach einer Frühschicht und viel zu wenig Schlaf, fahre ich nach München zu meinem zweiten Gutachter. Ich sage ihm gleich wie müde ich bin, dass ich schon Angst hatte auf dem Weg auf der Autobahn einzuschlafen. Er nimmt Rücksicht, sagt gleich, dass wir heute ja nur 30min reden brauchten damit ich schneller wieder nach Hause fahren kann.
Ich erzähle ihm von meinem Einsatz im Krankenhaus, wie dort der Umgang mit den Patienten ist. Im Grunde geht es überhaupt an diesem Termin garnicht um irgenwelche Transgeschichten. Finde ich aber auch erholsam, gerade wo ich mittlerweile weiß das er auch ganz anders kann. Ich erinnere mich an das Mal wo wir 45min über Masturbation geredet haben*ich klatsch mir auf die Stirn*, oder beim letzten Gespräch wie er mich wirklich nach jeder erdenklichen Kategorie auf Pornoseiten ausgefragt hat, ob ich denn darauf stehe. Das hat einfach überhaupt nichts mit meinem Thema zu tun weswegen ich bei ihm bin. Wenn er seine ekelhaften Phantasien befriedigen will, bitte nicht mit mir.
Aber ich schweife ab, es war dieses Mal alles harmlos, wir besprechen nurnoch, dass das nächste Treffen erst im Juni stattfinden kann. Danach mach ich mich auf den Heimweg, komme aber erstmal nur bis Aldi um mir viel Kaffee zu kaufen, etwas zu essen und spazieren zu gehen weil ich einfach fahruntauglich bin. Spät abends bin ich wieder daheim.
25.04.2019 6. Termin bei Gutachter Dr. N.
Meine Eltern sind zu Besuch, bzw machen Urlaub in Bayern. Sie holen mich am Mittag ab, wir fahren mit dem Campingwagen nach München, durchlaufen den halben englischen Garten bis zu einem Biergarten. Ich vergesse die Zeit und merke 45min vor meinem Termin bei meinem Gutachter, dass ich 55 min brauche, um von dortaus zu Fuß zu ihm zu laufen. Ich nehme meine Beine in die Hand und bin rechtzeitig bei ihm.

Er lässt mich zwar immer mindestens 30min warten, aber er ist einfach ein Engel von Gutachter. Die Stimmung bei ihm ist so herzlich. Er fragt wie es mir geht und ich lege los. Ich erzähle ihm wie mir die Ausbildung bisher gefällt, dass ich das tiefe Gefühl habe, ich sollte genau diesen Job machen, ich bin dafür gemacht diesen Beruf auszuüben. Ein bisschen flunkere ich natürlich schon dabei, von den Abenden an denen ich heulend zu Hause sitze voller Zweifel, verschweige ich. Im Grunde belüge ich ihn garnicht, ich lasse nur etwas weg und ich kann ihm nichts schlechtes erzählen während ich gute Laune habe und einen schönen Tag in München verbringe. Ich erzähle ihm das ich in der Klasse noch nicht geoutet bin und auch nicht auf der aktuellen Station. Ihn wundert das ein wenig bei meinen langen Haaren. Ich erinnere ihn daran das ich schließlich dort keinen Rock trage sondern weiß. Er fragt während des Termins auch, wann ich meine Namensänderung beantragen werde. Ich erkläre ihm das ich noch warten will, mindestens bis Juni oder Juli da ich nicht möchte, das ein Sachverständiger bei Gericht denkt, ich habe zu viel Geld und kann mein Gutachten selbst zahlen. Ich möchte die Prozesskostenhilfe bewilligt bekommen, doch wenn man sich meine Kontoauszüge von Januar und Februar ansieht, könnte wirklich der Eindruck entstehen ich habe zu viel Geld, daher lass ich noch ein bisschen Zeit vergehen und beantrage dann alles. Mir graut es schon vor dem ganzen Papierkrieg, ich hoffe mein 2ter Gutachter nimmt mich da ein wenig an die Hand. Mein mir in diesem Moment gegenüber sitzende erste Gutachter kann mich absolut verstehen, schlägt vor, dass wir uns einfach im Juli wieder sehn sollten, er mich nicht aus den Augen verlieren möchte, aber wir uns auch nicht noch häufiger sehen müssen.
Er freut sich ganz herzlich darüber, dass ein ehemaliger Fluggerätmechaniker nun Krankenschwester wird. Ich mag ihn.

26.04.2019 100 Tage Hormontherapie
Was soll ich sagen? Wahrscheinlich sollte ich an diesem geschichtsträchtigen Abend hier sitzen und auf mich selbst trinken, ich sollte feiern wie weit ich schon gekommen bin, das mein Plan eine neue Ausbildung zu beginnen funktioniert hat. Doch so ist es nicht, der heutige Tag ist wieder einmal ein Tag voller Zweifel. Doch das kann ich vorweg nehmen, die Zweifel betreffen nicht den Weg zu mehr weiblichem Aussehen. Nein es ist wie immer das Arbeitsleben. Nun sind fast die ersten 4 Wochen Praxiseinsatz um und ich weiß nicht ob es das wirklich ist was ich mein Leben lang machen will. Ich habe viele Tage hinter mir an denen ich wirklich Angst davor hatte zur Arbeit zu gehen, rund um die Uhr leisten zu müssen und unter der Beobachtung von zich Augen zu stehen, immer alles richtig machen zu müssen, das ist so so anstrengend für mich. Was hat mich nur gerittet als ich diese Idee hatte Krankenschwester sein zu wollen. Klar, denk ich an die Zeit zurück vor einem Jahr, wie ich unglücklich, körperlich und seelisch im Eimer jeden Tag von der Arbeit kam, kurze Zeit später sogar in die Klinik ging weil mich mein Leben überforderte, dann klingt mein damaliger Job auch alles andere als richtig.
Vielleicht bin ich einfach unfähig produktiver Teil dieser Welt zu sein. Ich hab sicher das Herz am rechten Fleck und ich bin nicht fähig unter Umständen zu arbeiten die mein sensible Seele ständig mit Füßen treten, aber ich weiß auch nicht wie ich die aktuelle Ausbildung aushalten soll wenn diese mir keine Ruhe gönnt. Am Abend fahre ich nie runter, mein Kopf läuft immer im Standgas, immer mit den Gedanken schon beim nächsten Tag, keine Zeit zu entspannen. Dann dieser Zwang früh schlafen gehen zu müssen. Kaum hat man Feierabend, da muss man praktisch schon im Bett liegen sonst macht man am folgenden Tag durchweg Fehler. Ich bin im Grunde schon wieder überfordert. Ich möchte gerne meinem Leben davonlaufen. Ich habe immer im Hinterkopf das ich jederzeit gehen kann, ich muss diese Ausbildung nicht machen, ich habe einen gelernten Beruf. Doch weiß ich auch wie der aussieht und das er alles andere als ein leichtes Umfeld ist. Eine rein schulische Ausbildung wie damals beim TÜV bei der man sich einfach verstecken kann und nix aktiv machen muss, das wäre jetzt meine Wahl. Irgendwie muss ich damals gedacht haben, die Ausbildung zur Krankenschwester würde mir diese Ruhe gewährleisten für die kommenden zwei Jahre in denen ich mein Aussehen so doll verändere. Ich bin so ein naiver Trottel.
Ach und was die eigentlichen Überschrift angeht, ja es sind 100 Tage Hormontherapie, aber aussehen tue ich exakt wie am Tage 0. Meine Haare sind weiter schön gewachsen und hängen ständig in meinem Gesicht, ansonsten keine körperlichen Veränderungen. Meine Libido ist immernoch auf einem gesunden Level. Auf einer Skala von 1 bis 10, wovon 10 absolute Notgeilheit bedeutet, bin ich jetzt auf einer 4. Früher war ich einfach ständig auf 12, das war unmenschlich. Ich kann mit mir selbst Spaß haben wenn ich will, es ist aber auch nicht schlimm wenn ich mal ein paar Tage keinen Orgasmus habe.
Mein Bart zerstört immernoch das Bild von mir als Frau, genauso verhält es sich mit meiner Stimme. Der abgelehnten Bartepilation habe ich natürlich wiedersprochen. Im anschließenden Telefonat hatte ich eine sehr nette Sachbearbeiterin am Telefon mit der ich vereinbart habe, dass ich mich direkt an ein Elektrologisten wenden soll, der meinen Bart mit Fotos belegen und einen Kostenvoranschlag anfertigen soll. Diese Dokumente soll ich dann meiner Krankenkasse zurücksenden. Damit ersparen wir uns beiderseits viel Laufarbeit und Papierkrieg, ganz zu schweigen von dem Stress. Ich habe auch schon 5 Studios angeschrieben und am gestrigen Tage mit einem telefoniert. Am 8ten Mai darf ich dort vorbeikommen. 😀
Ich versuche dann mal ein wenig zu schlafen.
07.05.2019 34th Birthday
Ja da habe ich wohl heute Geburtstag, doch mir geht es wie das Bild schon gut zeigt. Die Arbeit bzw. Schule macht mir sehr zu schaffen da ich gleichzeitig so viel Sorgen und auch Rückschläge seitens der Kostenübernahme durch die Barmer habe. Transition bei gleichzeitiger so fordernder Ausbildung kann ich im Grunde wohl doch nicht stämmen.
Becci war aber heute in der Schule zuckersüß. Sprichwörtlich, denn sie hat mir wirklich einfach so ein Geburtstagskuchen gebacken. Was ist das bitte für ein Engel!

09.05.2019 „Man ist so wie man sich fühlt, fertig!“
Diese Aussage war die Reaktion auf das Outing bei meiner Klassenkameradin Rebecca. Sie sagte noch viel mehr als das, aber zurück auf Anfang. Ich saß in der Mittagspause mit meiner Klassenkameradin im Foyer der Schule und hab bisschen etwas gegessen. Wir mögen einander seit dem ersten Schultag, haben eine Wellenlänge. An meinem Geburtstag vor 3 Tagen hat sie mir sogar einen Kuchen gebacken und mit in die Schule gebracht, ich meine wie toll ist das bitte, gerade wo wir uns erst eine Woche lang kannten.
Sie hat mich dann nochmals angesprochen, gesagt dass sie irgendwie noch nicht ganz verstanden hat, warum ich auf die Idee gekommen bin, Krankenpflege zu lernen. Die bisherige Antwort hat sie irgendwie nicht zufrieden gestellt. Und dann hab ich gesagt es gäbe da einen zusätzlichen Grund, warum ich nimmer meinen alten beruf ausüben kann /will.
Sie hat weiter gebort und gefragt ob ich es ihr wohl erzählen würde. Ich hab mich tatsächlich in dem Moment bisschen geschämt und konnte sie nicht ansehen. Habe mir dann aber ein Herz gefasst und es ihr erzählt. Sie war davon so wenig schockiert oder überrascht wie es nur geht. Komplett unaufgeregt dieses Mädchen. 😀 Ist auch ein echter Engel.
Sie hat gleich gesagt wie toll sie es findet das ich es ihr erzähle, wie sie sich freut für mich. Sie sagte eben auch das nur zählt wie man sich im Inneren fühlt, das man ist was man fühlt. Sie hat noch ganz viel gefragt, immer wieder gesagt wie toll sie das findet. Absolut lieb und herzlich, ihrer Meinung nach wird 2019 ein super Jahr für mich. Ein toller Tag, eine schöne Erfahrung. Sie gibt diese Informationen nicht weiter gegenüber den anderen Mitschüleren, sie und ich sind der Meinung, sie sollen das ganz von alleine herausfinden.
Meinen ausgesuchten Namen mag sie auch, wollte sie natürlich wissen. Ich hab ihr erklärt wie grundsätzlich der ganze Weg der Transition abläuft, auch was ich schon hinter mir habe und wie ich überhaupt gemerkt habe das ich ein Mädchen bin.
11.05.2019 Birthday party with Teresa
What a great day yesterday.🤩 I celebrated my birthday with a friend.🦄👭🦄 We ate vegetarian food🌮 and then went to the city festival plus girls-shopping plus cocktails. And of course I got presents🎁. Just right for my tender soul. 🧚♀️

