08.07.2018 Brainstorm Wochenende mit David

Auch wenn es die Bilder nicht vermuten lassen, ja dieses Wochenende war unendlich wichtig um einen Anfang zu bekommen was den von Dr.N. geforderten Trans-Lebenslauf angeht. Ich bin noch immer in der Klinik, hab aber am Wochenende Belastungserprobung wie es so schön heißt. David errettet mich aus der Klinik und zu Hause überlegen wir gemeinsam welche Ereignisse, welche Fakten überhaupt wichtig sein könnten für einen Lebenslauf. Im Internet findet man kaum Infos und im Grunde ist es auch nichts wo man nach einer Vorlage arbeiten sollte. Ein persönlicheres Dokument als dieses wird es wohl eher nicht geben.

Mit seiner Hilfe schaffe ich überhaupt erstmal einen Anfang. Ich behaupte man, es geht mir noch immer sehr bescheiden und ohne Hilfe hätte ich alles getan, aber sicher nicht zeitnah mit diesem Lebenslauf begonnen. Ich bin so unendlich träge, wie benebelt, hab 1000 Dinge im Kopf und doch kann ich keines davon bearbeiten oder wegschieben. Am A würde es ziemlich treffen.

Nachdem wir wirklich fleißig waren und ich jetzt die Themen mal auf Papier vor mir sehe, kann ich mir vorstellen zu jedem einzelnen auch die nächste Zeit einmal etwas zu schreiben. Danach steht natürlich Littlezeit an. Wir gehen mit unseren Babies und Kuscheltieren auf den Spielplatz und Nachts gucken wir Sterne an, trinken aus Fläschchen und haben einfach das ganze Wochenende eine gute Zeit, so wie es sich für beste Freunde gehört. Chai das dicke Tröti von David besucht mich übrigens auch wieder. Sie ist soooo groß.

22.07.2018 CSD Frankfurt

Nachts auf dem Rückweg zum Hotel, meine Füße sind nurnoch Schmerz.

Nachdem mir Jouli, eine Mitpatientin bei einer Mädels Shoppingtour im Einkaufszentrum geholfen hat das richtige Outfit und Schuhe zu finden, erlebe ich gemeinsam mit David einen spektakulären CSD in Frankfurt. Ich bin dabei zum ersten Mal komplett als Mädchen gekleidet, fühle mich großartig und vor allem als Teil einer sehr großen Familie.

Ja ich habe wirklich die ganze Zeit eine Reitgerte in der Hand gehabt, manchmal braucht mein bester Freund ein bisschen Führung und Züchtigung

27.07.2018 Entlassbrief von der Klinik

Im Arztbrief des Klinikums, steht die Diagnose F64.9 Ich muss heulend in meiner Wohnung stehen, was ein unwirklicher Moment. Ich kann es nicht richtig realisieren, aber da steht wirklich schwarz auf weiß, dass mir Fachleute meine Transsexualität abkaufen und mir glauben. Das darauffolgende Wochenende feiern ich und Sky dieses Ereignis mit ausreichend Alkohol bzw. einem Vodka-Spaziergang in die Stadt zum Sausalitos und noch mehr Alkohol.

30.07.2018 1. Termin beim Psychiater Dr. S. in der psychiatrischen Ambulanz

Gott war er kritisch, mein lieber neuer Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Sein erster Satz: „So sicher wie Sie sich sind, so unsicher bin ich mir. Ja so wollte ich begrüßt werden, ich dachte er sei Fachmann, das vermittelt er aber weder in Hinblick auf mein vergangenen Klinikaufendhaltes, noch in Sachen Transsexualität. Diese Emphatielosigkeit hat er bis zum heutigen Tage auch nicht abgelegt und führt mich sehr oft zu dem Wunsch mir ein Gartenzaun ins Gesicht hauen zu wollen.

07.08.2018 1. Termin mit Sozialpsychologin Frau F. in der psychiatrischen Ambulanz

Zur umfassenden Nachbetreuung des Klinikaufenthaltes, kann ich neben einem Psychiater, auch die Hilfe einer Sozialtherapeutin in Anspruch nehmen.

Die gute Frau, verspricht mir in unserem Gespräch das Blaue vom Himmel ,halten davon tut sie aber nichts. Sie lügt mir rückblickend einfach ins Gesicht, kommt nicht zu vereinbarten Terminen und ist der Hauptgrund, warum es über 3 Monate dauert, währenddessen ich krank geschrieben bin, bis sich mal irgendetwas in Richtung angestrebter Umschulung tut.

Bei diesem Treffen lügt sie mir offen ins Gesicht dass sie sich um die Umschulung kümmern würde, ich mir die ganzen Stress über das Arbeitsamt nicht machen bräuchte, sie kümmere sich darum diese Maßnahme direkt über die Klinik zu beantragen. Naiv wie ich war, hab ich ihr geglaubt. In gutem Glauben das Arbeitsamt nicht zu brauchen, fahre ich nach dem Termin heim.

3Monate in denen ich weitesgehend rumsaß, mit Depressionen, Niedergeschlagenheit, Langeweile und Hofflungslosigkeit zu kämpfen hab. Ich bin nicht sehr stabil während dieser Zeit, es kommt ab uns zu zu selbstverletztendem Verhalten.

Ich spreche bei diesem ersten Treffen ebenfalls mit dem Psychiater, der eben nicht nur mein Ansprechpartner in Sachen Klinikaufenthalt nachbetreuen ist, vielmehr ist von Anfang an klar, dass er zukünftig meine Alltagsbegleitung in Sachen Transsexualität machen wird. Den Termin bei der Sozialtherapeutin und ihm, nutze ich um meinen Wunsch, die Antidepressiva abzusetzen, zu äußern. Ich erhalte dazu den ärztlichen Seegen. Im Gegensatz zum späteren Absetzen des Seroquels, ist das Absetzen des Citalopran ein Kinderspiel.

09.08.2018 2. Termin bei Gutachter Dr. N.

Mein erster Gutachter sagt, ich sollte doch meine mir selbst verordnete Hormontherapie gegen den legalen Weg tauschen. Im Anschluss an unser kurzes Gespräch gibt er mir eine Überweisung zum Endokrinologen mit. Ich strahle bis über Ohren, ich schwebe.

Auf meinem Überweisungschein steht zum ersten Mal in meinem Leben die Diagnose F64.0 Transsexuallität. 😀 Das kann man nicht in Worte fassen was das für mich bedeutet. So viel Selbstzweifel, so viele Gedanken ob das was ich da als Weg eingeschlagen habe auch richtig ist oder ob ich mir selbst etwas vormache. Und dann steht da schwarz auf weiß das mir ein Arzt abkauft was ich ihm erzähle. Wowo

11.08.2018 CSD Essen 2018

Dieser CSD ist für diese Stadt eher unwürdig. Der Zug findet ohne Musik statt und es gibt keine Kundgebung, nur ein Platz voll mit bunten Regenbogenjugendlichen bei denen man nicht genau weiß ob sie nur saufen wollen oder wirklich hinter dem Ganzen stehn. Der Zug der nur aus Menschen besteht, war vielleicht 100meter lang und ohne Ansage setzte sich dieser dann auch in Bewegung um ein wenig um Essen rum durch nicht bekannte Straßen und wie gesagt in Stille zu laufen. Das war irgendwie ein richtig doofes Gefühl. Was ist los mit Essen? Später auf dem Kennedyplatz, auf dem der Zug endete, waren jedoch ein paar Stände aufgebaut. Doch dann ging es los, auf der Bühne waren keine Kundgebungen oder ein Programm angesagt, sondern Schlagermusik aus der Kehle 4klassiger Alleinunterhalter. Das war einfach zu viel für mich, ich bin mit schlechter Laune nach Hause gefahren. Was ein totaler Reinfall.

30.08.2018 3. Termin Gutachter Dr. N.

Mein Gutachter der mir beim letzten Treffen die Überweisung überreicht hat, mag wissen ob ich schon bei meinem Endokrinologen in meiner Stadt gewesen sei, doch leider kann ich das nicht positiv bestätigen. Der Termin bei dem Endokrinologen habe ich erst für den 22.10.2018 bekommen. Zum Kotzen, über 90 Tage warten auf den Termin.

So hab ich mit meinem Gutachter nur kurz über die Zeit bei der Bundeswehr geredet. Er wollte grob wissen wie da meine Erlebnisse waren, ob ich mich als Mädchen fühlen konnte, es zu leben ging, wie allgemein die Stimmung dort war.