07.11.2019 9. Termin bei Gutachter Dr. N.

Ich tue was ich nach einem Gutachter Termin in München immer tue, ich laufe durch die Stadt und betrinke mich. Dieses Mal finde ich heraus das Pott Rum verdammt mild schmeckt. Ich verlaufe mich hinter der Universität aber ansonsten alles cool. In der Stadt angekommen und schon ein wenig angeheitert, kaufe ich mir im Desingual eine neue Winter-Herbst Jacke und rede mir selbst den Preis schön. Auch diese supergeile neue Handtasche, meine erste Frauenhandtasche, rede ich mir vom Preis her schön. Hachja im selbst belügen bin ich wunderbar und als Borderliner kann man eh nicht mit Geld umgehn.

19.11.2019 2. Stammtisch Transident Selbsthilfegruppe München

Heute hab ich es endlich mal wieder zum Stammtisch geschafft. Ich hatte das eigentlich schon seit 5 Monaten vor, eben auch weil mir einige Fragen auf der Zunge brannten, aber jedes Mal hab ich es verschlafen oder zu spät im Internet nachgelesen wann das Treffen stattfindet.

Wir waren ca. 16 Frauen, darunter laut Patrizia 3 neue Gesichter. Ich mit meinen 34 Jahren war dort die zweitjüngste Person, nurnoch ein MakeUp Artist, jemand neues der leider nicht lang genug blieb um sich mit ihm zu unterhalten, war mit 24Jahren jünger als ich. Nach einer kurzen Vorstellrunde bei der ich feststellte das ungefähr 70Prozent aktuelle genau dort standen wie ich, konnten noch weitere Fragen gestellt werden. Außer mir traute sich niemand zu fragen, was mich im Grunde aber nicht stört. Irgendwie kann ich ziemlich mutig sein wenn ich will, vielleicht ein nettes Überbleibsel aus der abgebrochenen Ausbildung zur Krankenschwester. Ich meine, da war ich jeden Tag mutig und niemand weiß woher ich solche Kraft hatte. Nunja.

Jedenfall konnte ich während des ersten Teiles des Stammtisches, der noch oben im Raum der Aids-Hilfe stattfand, die ersten Fragen zum zeitlichen Ablauf bzw. der Wartezeit in München Bogenhausen ansprechen. Da niemand anderes etwas fragen wollte, kam ich mir bissl dumm vor gleich die schweren Fragen herauszuholen. Ich hoffte einfach sie später im Cafe Regenbogen Patrizia oder anderen Mädels aus der Runde direkt stellen zu können. So kam es dann auch. Nachdem ich lecker gegessen hatte und zuerst mehr oder weniger nur zugehört hatte, stellte ich Patrizia der Gruppenleitung einfach meine Fragen. Sei mal erwähnt das sie einen unschätzbaren Stellenwert mit ihrem fachlichen Wissen und Kontakten zu Ärzten und Kliniken hat. Bevor ich etwas gefragt habe, hatte ich schon erfahren, dass sie mitlerweile im Op in Bogenhausen bei den GaOp´s mitarbeitet. Könnte also durchaus sein das wir uns mal seeeeeehr intim näher kommen in Zukunft.

Wohl dosiert stellte ich ihr über den Abend verteilt immer wieder Fragen, unter anderen was ihre Erfahrungswerte sind in Sachen Intimbehaarung vor der GaOP weglasern zu lassen, ob sie Erfahrung hat mit stimmfeminisierenden Op´s und dessen Ergebnisse, Wartezeiten beim Logopäden, Brustaufbau bei Antrag auf Kostenübernahme der GaOp gleich mitbeantragen ja oder nein.
Sogar meine mich seit Monaten beschäftigende Frage hab ich mehr oder weniger in die Gruppe schmeißen können. Nämlich ob außer mir noch andere Probleme damit haben sich von ihrem Penis für immer zu verabschieden. Diese Frage beherrscht praktisch konstant mein Denken, gepaart mit dem Gedanken daran ob ich bereit bin nie wieder penetrierenden Sex mit einer Frau haben zu können. Die Antwort darauf ist seit langem NEIN. Ich bin noch nicht fertig mit meinem Penis. Sex als „Mann“ mit einer Frau ist viel zu schön. Klar ich hab 3 Jahre kein Sex mehr gehabt, ich könnte mir einreden dass es sich auch in Zukunft nimmer ändern würde, aber das kann ich nicht. Das ich 3 Jahre keinen Sex mit einer Frau hatte liegt nicht daran dass ich keine Lust darauf gehabt hätte, sondern das ich schlicht Single war und ich niemand bin der auf Partys Mädels mit nach Hause nimmt. Ich bin weder Stubenhocker, noch verstecke ich mich, aber bisher fand mich scheinbar noch keine so attraktiv das sich daraus etwas ergeben hätte. Ich werfe mir in der Hinsicht nix vor. Deswegen werd ich mich hüten zu sagen, dass die vergangen 3Jahre ohne Sex jetzt sinnbildlich dafür stehn, mich doch gefälligst zur Frau operieren zu lassen. Mir gehen Dinge durch den Kopf wie: „Noch ein letztes Mal vor der GaOP mit einer Frau schlafen.“ Doch dann führe ich den Gedanken weiter und frage mich was denn wäre, wenn mir dann aber der Sex einfach so sehr gefällt und ich mich dann erst Recht nicht von meinem Penis trennen will. Ich kann mir bei all den Gedanken die Antwort selbst geben. Sie heißt: „Warte ab Laura, mach die GaOP nicht wenn du dir nicht 100 Prozent sicher bist auch ohne Penis leben zu können“.
Jetzt ratet mal was die 10 Frauen, die meine Frage heute Abend gehört haben, zur Antwort gegeben haben! Richtig genau das was ich eigentlich selbst weiß.
Patriza gab mir als Erste zu Bedenken, dass wenn ich mir schon solche Fragen stelle, ich mich überhaupt fragen muss ob die GaOP der richtige Weg für mich ist und ich nix machen sollte was ich nicht 100Prozent will.
Später am Abend, ich glaubte immernoch die einzige zu sein die sich solche Fragen stellt, kamen noch andere Frauen aus der Runde auf mich persönlich zu, um mir zu sagen, dass sie damit auch hadern und viele nicht über sowas sprechen würden oder unehrlich wären gegenüber anderen oder zu sich selbst. Das ließ mich ein wenig aufatmen.
Wie es jetzt jedoch weiter geht, weiß ich genau so wenig wie vorher, die Zeit tickt, ich werde älter und hässlicher und die 18Monate Pflichttherapiezeit sind um. Die Zeit die ich nachweisen muss um die GaOP beantragen zu können ist um. Das Wissen ich düfte es beantragen gepaart mit meinen Zweifeln………Rettet mich. :-/
Die Gedankenwelt eines nicht ganz so binären Transmädchens. Ich bin einfach so ein verkacktes Lebewesen, echt mal.
Lesbisch depressives Genderfluid Borderliner Mädchen mit Dämonen im Kopf und Kindheitstrauma.

Ich bin jetzt mal so gemein uns verrate die Antworten auf die anderen gestellten Fragen nicht. 😛
Zum Abschied haben wir uns wie typische Frauen umarmt und geherzt, schon ein bisschen lustig. Ich weiß es ist ziemlich gemein so etwas zu denken, aber erstens ist es mein Block, und ich bin eh nicht lieb. Ich muss sagen, dass keiner der Frauen, mit Ausnahme der Gruppenleiterin Patrizia als Frau zu erkennen ist, bei allen anderen sieht man auf 20Meilen dass sie nicht im weiblichen Körper geboren sind. Tonnen von MakeUp, Bartschatten, tiefe Stimme und zusätzlich schon ziemlich heftige weibliche Kleidung. Da passt das Eine nicht zum Anderen. Klar es ist nicht mein Bier und die Mädels würden sich nicht so anziehn wenn sie nicht dazu stehn würden, aber „Hey“ nur meine bescheidene Meinung. Riesige Nasen und kantige Gesichter, ein Graus. Wie Drag-Queens teilweise. Und ja ich sehe auch nicht von Natur aus wie ein Mädchen aus, aber zum Glück, und ja es ist reines Glück, hab ich ein nicht sooo kantiges Gesicht mit starken maskulinen Gesichtszügen. Ich möchte mir nicht ausmalen was ich tun würde wenn dem nicht so wäre, wahrscheinlich wäre ich den jetzigen Weg einfach nicht gegangen.

Oh und ich muss unbedingt noch mehr Beiträge verfassen, zb. wegen dem Umstand weil ich mittlerweile über 306 Tage Hormone nehme.

Ich bin am heutigen Abend bis 23 Uhr geblieben, dass ich es nicht zum Sport schaffen werde, ist mir im Grunde schon vorher klar gewesen. Zu Hause angekommen wollte ich nurnoch vor den TV. Seit 2 Tagen nehmen ich übrigens kein Antidepressiva mehr und was soll ich sagen, ich merke überhaupt keinen Unterschied. Warum hab ich sie überhaupt genommen? Würde mich überhaupt nicht wundern wenn das Plazebos sind. Ne ohne Spaß, ich bin glücklich darüber außer die Hormone nixmehr zu nehmen was unkontrolliert und nicht nachvollziehbar in meinem Kopf herumwurstet, mich zu etwas macht was ich nicht bin. Die letzten 2 Nächte hab ich verblüffendermaßen trotz schweren Herzchens auf Grund des vergangenen Wochenendes bei Lisa, sehr gut geschlafen. Ein Körpergefühl als wäre das Bett noch weicher wie sonst und die Wärme der Wohnung war wohliger und ein Anklang von Geborgenheit im Bauch. Ich kann mir das selbst nicht erklären. Aber ich mit meiner Art, alles 100Mal zu überdenken und mich selbst zu analysieren, denke mir natürlich schon dass es mit dem Absetzen der letzten 150mg Antidepressiva zu tun hat.

Bla bla bla Laura Mariechen:-)